The Lord of the rings
Für jeden der an unserer gemeinsamen Krankheit leidet hat jeder Fund seine besondere Geschichte..sein besonderes Gefühl.
Ich persönlich mache sogar wenn ich mal mein Leben Reveu passieren lasse den Ablauf der letzten zwanzig Jahre anhand bestimmter Funde fest..und den Frauen mit denen ich in diesem oder jenem Jahr zusammen war..und selbst die habe ich meistens durch die Suche kennengelernt..
Und die natürlich rein fiktive Geschichte zu diesem Ring ist dann auch eine besondere..und eine die selbst mich bereits in jener kalten Nacht aufgrund der Fundumstände ziemlich geflashed hatte.Ohne da schon den weiteren Verlauf zu kennen lief ich mit einem verrückten Grinsen herum und war für mehrere Tage wie auf Dauerdroge..und das Gefühl hat bis heute nicht nachgelasen..und ich weiss inzwischen das wird es niemals..
Namen und genauer Ablauf sind leicht geändert.
Eine eiskalte Dezembernacht..vier Uhr morgens..ein staubiges Mädchen kniet in 1 1/2 Metern Tiefe in einem 2m langen und 2m breiten Sandloch an der Ostfront.
Noch vor einer Stunde schien der Boden an dieser Stelle unberührt..und kein Außenstehender hätte je erahnen können was an dieser Stelle im Endkampf des Volkes einsmals geschehen war..
Das Mädchen weiss es trotzdem..denn es ist ein böses Mädchen ..und der Ort der allem seinen Namen gab ist nah..hautnah.
Vor einer halben Stunde kam in einem halben Meter der Hörnchenhelm..Scheisse hatte sie gedacht..Kaisermüll..welche arme Sau den bei Kriegsende wieder ausgegeben bekommen hat..?Und der Kaiser war doch sowieso ein Dussel..ein sinnloser Krieg für den leeren Begriff der Ehre des Vaterlandes..nix gewesen 1914 mit Volksgemeinschaft..nur Politik..Verbrecher.
Na aber unter dem Helm zeigt das beste Gerät der Welt (is kein Deus! ) noch was an..und das Mädchen kann sich schon denken was es wohl sein wird..Denn der Helm lag in einer ungewöhnlichen Tiefe.
Um so erstaunlicher war es gerade fünf abgeschossene Panzerfaustrohre ausgraben zu müssen die kreuz und quer in diesem ehemaligen Deckungsloch verkeilt waren.Sie liegen jetzt fein säuberlich gestapelt neben dem Ausbub..und etwas tiefer sind noch mehr Signale..Und dann kommt in einer Ecke des Loches Hülse auf Hülse..alle vom 42ger mit angeschlagenem Hülsenmund..Alles raus und immer wieder den Haufen Aushub saubergesucht.Die Hülsen stapeln sich schon an dem Stamm der nächsten Kiefer..Sie hatte gesehen was damals hier passiert war..
In der anderen Ecke des Loches kommt jetzt ein Verbandspäckchen..und ein Kamm.
Das Mädchen wuchtet Gerät und Sleipnir auf den Aushub und kniet sich auf den Grund des Loches..Staub umschwirrt das fade Licht der Stirnlampe..Ein Auto fährt vorbei..ein anderes mit Blaulicht hinterher..doch hier kann sie niemand sehen..hier ist sie sicher.
Die Dunkelheit ist ihre Freundin..so wie der Sand ihr Freund ist..Das ist ihr Wald..ihre Nacht..ihre Welt.
Sie gräbt mit den Fingern weiter und fühlt im Sand..noch ein Kamm..und eine Zahnbürste..alles deutsch.Sie gleitet auf auf den Aushub herauf und legt die Sachen vorsichtig an den Stamm einer anderen Kiefer.
Und wieder zurück..in die Erde..und in Gedanken kniend greift sie mit den Händen in den weichen Sand unter sich..so wie jemand der einen grossen Schluck Wasser aus dem Fluss des Lebens schöpfen will um die Hände an die Lippen zu setzen und zu trinken..der Sand in den Händen bäumt sich auf..rieselt in die Tiefe der Hände herab..und wie in Zeitlupe blitzt es silbern auf in jenem tiefen Sandloch..und dann golden..
Das Mädchen glotzt wie bescheuert auf die beiden Ringe die so als seien sie niemals abgelegt worden in dem Sand in ihren Händen stecken und denkt..ALTER!..WAHNSINN!DAS GIBTS DOCH GAR NICHT!Und doch weiss sie das es real und möglich ist..aber auch nur hier..wo sich heute Nacht ein Kreis geschlossen hat.
Sie schaut den Runenring an..Im Inneren ist der komplette Name graviert.."Karl Stürmer Den Haag 1942".Tausend Gedanken inihrem Kopf was er wohl 42 in Den Haag gemacht haben könnte..und mit welcher Einheit er dann wohl 45 hier eingesetzt war..und fünf Panzerfäuste auf den Feind abgeschossen hat..und ein ganzes 42 leergerotzt..ganz vorne..und dabei DEN Ring am Finger.Karl,Karl..manno mann..denen haste es aber ordentlich gegeben!Alter Überzeugungstäter..!
In den darauffolgenden Wochen auf allen möglichen und unmöglichen Wegen versucht Karl Stürmer irgendwie ausfindig zu machen..Dienstalterslisten..Internet..hundert Anrufe..nix!
Schon befürchtet er würde für immer ein Phantom bleiben.Der goldene Ring half auch nicht wirklich weiter.Denn er war ungewöhnlich graviert.Anstatt eines ordentlichen weiblichen Vornamens nur mit den Buchstaben "X.Y." und dahinter "Weih 42".
Das Weih hielt ich solange für den Nachnamen der Frau bis ein Suchkollege endlich die geniale Idee hatte es könnte heissen Weihnachten 1942..das machte Sinn..und war doch eigenartig.
Ein paar Wochen waren vergangen und ich hatte die Suche nicht aufgegeben,da fand ich eine alte Liste mit Gefallenen und Vermissten.Und darauf waren gleich mehrere "K.Stürmer" aufgeführt..und ich schaute mir jeden einzelnen genauer an..und es gab viele mit diesem Namen.Gefallen 1941 da-und-da,vermisst 1944 da-und-da..Und als ich dann inzwischen auf der dritten Seite den nächsten Stürmer anschaute durchzuckte mich wieder ein Blitz.."Ustuf Karl Stürmer..gefallen dann und dann..und das passte..DA-UND-DA!!
Und da hatte ich ihn tatsächlich endlich gefunden..!Und es stand noch mehr dort..Begraben..auf dem Friedhof des Ortes der allem seinen Namen gab!ALTER ich konnte es gar nicht glauben.Und es ging noch weiter..denn freundlicherweise war auch noch seine komplette letzte Anschrift auf dieser alten vergilbten Liste aufgeführt.
Hundert Telefonate in einer Woche..und dann klingelte in einem kleinen Ort bei Stuttgart das Telefon..
Eine ältere Dame geht dran.Ich sage "Guten Tag..sind sie Frau Lisa Sowieso..?""Ja..das bin ich.." "Ich bin auf der Suche nach der Tochter von Herrn Karl Stürmer..sind sie das..?" "Ja..das bin ich..aber ich habe meinen Vater nie kennengelernt. Ich bin Im Sommer 1945 geboren..und er ist im April 1945 gefallen" Kurze Erklärung der ungefären Sachlage und dann "Ich habe hier etwas für sie Frau Sowieso..aber erst müssen wir sicherstellen,dass sie die richtige Frau Sowieso geborene Stürmer sind.." Mein Herz pocht und ich fange fast an zu weinen.. "Wie war denn der Name ihrer Mutter..?" "Meiner Mutter..?Meine Mutter hiess Xantippe Ypsilon.." "X.Y.!" Und das waren 100% Übereinstimmung..und ich musste lachen und auch weinen.
Nach all den Jahren hatte Karl seine Hand aus dem staubigen Sand der Ostfront nach seiner Familie ausgestreckt..und durch ein Mädchen haben nun seine Tochter die er niemals gesehen hat,deren Kinder und Enkelkinder die seine Urenkel sind seinen Verlobungsring bei sich..ein Kreis hat sich geschlossen und zwei Familien sind für immer verbunden..hautnah.
Und damit diese Geschichte nicht nur traurig ist..Was sagte das alte Mädchen zu dem jungen Mädchen bei dem ersten Telefonat..
"Ich habe meinen Vater niemals kennengelernt..aber alle haben mir eines von ihm erzählt..er wollte IMMER GANZ VORNE MIT DABEI SEIN!!!!!!" Und das warst du Karl.
Und das alte Mädchen hat noch etwas sehr erstaunliches gesagt.."Karls Mutter hat bis zu ihrem Tode lange nach dem Krieg immer gesagt..
IHR SOHN KOMMT WIEDER NACH HAUSE..!